Mecklenburger Seenplatte - Schlussakt
Am Morgen unseres leider schon letzten Paddeltages, verpackten wir nach dem Frühstück die Ausrüstung wieder in unsere Kajaks. In der Nacht war ich durch lautes gepolter und geklöter aufgewacht. Da die Geräusche nicht aufhörten, kroch ich vorsichtig aus meinem Zelt und schaute mit der Stirnlampe in der Hand nach, woher die Geräusche kamen.
Hinter Geralds Zelt schaute mich ein geblendeter und verschreckter Fuchs an, bevor er schleunigst das Weite, bzw. in diesem Fall das Tiefe suchte, fiel das Gelände doch unmittelbar hinter ihm zum See hin ab. Da er so schnell verschwand, konnte ich in dem fahlen Licht nicht einmal genau erkennen, ob es nun ein Fuchs war oder eine Fuchsien…
Das Ergebnis seiner/ihrer nächtlichen Tätigkeiten konnten wir dann am Morgen gut bei den Zelten in der Nachbarschaft sehen. Der gesamte Müll lag geplündert auf der Wiese verteilt. Gut das ich unseren Müllbeutel am Abend zuvor noch in den hinteren Apsis meines Zeltes gepackt hatte. Der herumliegende Müll hatte scheinbar auch einige Ospen angelockt, welche uns bei Frühstück umschwirrten. Für den Laien sind sie von unseren heimischen Wespen kaum zu unterscheiden, auch ihre Vorliebe zu Süßem schien gleich zu sein.
Nach einer letzten Kontrolle unseres mittlerweile abgebauten Lagers auf vergessene Gegenstände, starteten wir sechs Ostronauten mit unseren Kajaks zu unserer letzten Etappe. Schnell verschwand der Naturcampingplatz Wangnitzsee im nicht vorhanden Rückspiegel und wir machten unsere Köpfe frei für neue Erlebnisse.
Nach der Querung des Sees bogen wir südwärts in den Großen Priepertsee und folgten somit auch gleichzeitig dem Verlauf der Havel. Die Motorbootdichte war hier doch deutlich größer und so bekamen wir ab und an ein paar Wellen zum spielen und surfen.
Nach dem See ist vor dem See und so paddelten wir am Ende des Großen Priepertsees, nach einem kurzen Verbindungsstück auf der Havel, gleich weiter in den Ellbogensee. Diesen folgten wir in Richtung Westen und gelangten so zur Schleuse Strasen.
Wusstet ihr eigentlich, das die Hausboote der Verleiher nicht quer in die Schleusen passen? Ich hatte mir Anhand ihrer Größe so was schon gedacht, aber die Bootsführer versuchten es trotzdem immer wieder, wenn auch erfolglos. Jetzt wussten wir auch, warum die Boote ringsum mit Fendern behangen waren, als wollten sie zum nächsten Lichterfest…
Die Schleusenwärter halfen jedoch mit Engelsgeduld den Freizeit-Havaristen, bis jeder sicher vertäut im Schiffslifter lag und die vertikale Fahrt beginnen konnte.
Unmittelbar hinter der Schleuse entdeckten wir an Steuerbordseite ein kleines Schild mit der Lockschrift Kaffee und Kuchen. Für die, die Knotenkunde und Seemannsrecht nicht mit in die Wiege gelegt bekommen haben – Steuerbord ist bei Schiffen die Seite, die gegenüber von Backbord liegt und ist zudem durch eine grüne Farbe gekennzeichnet. Warum zum Henker nicht ein einfaches links-rechts auf dem Wasser gereicht hätte, weiß ich auch nicht…
Also zurück zu dem Cafe auf der rechten Seite hinter der Schleuse: nachdem Stefan an Land gegangen war um zu prüfen ob es überhaupt geöffnet hat, folgten wir anderen ihm hungrig nach. Das Cafe war nicht nur gut für Kaffee und Kuchen sondern gleichzeitig auch eine Suppenbar. Sehr liebevoll eingerichtet lud es zu einer ausgiebigen Pause ein. Und so füllten wir unsere mittlerweile abgepaddelten Kalorien (und ein paar mehr..) wieder auf mit Kuchen oder einer herzhaften Suppe, bevor wir wieder die Paddel in die Hand nahmen.
Für uns ging es nun in den Großen Pälitzsee, welchen wir zunächst südwärts folgten. Der See kennzeichnet übrigens auch die Grenze zwischen Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg. An der Stelle wo wir uns nach Steuerbord (na, wer hat aufgepasst?) wandten, entdeckten wir am gegenüberliegenden Ufer ein Floß mit großer Eis-Werbung, welche natürlich sofort ihre volle Wirkung entfaltete und so eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf uns ausübte.
In breiter Front paddelten wir in ungeahnter Geschwindigkeit zum anderen Ufer (nicht was ihr denkt.. tss) und bauten so eine bedrohliche Kulisse vor dem Eisstand auf, um den Verkäufer zu überzeugen uns sofort den Inhalt seiner Kühltruhe auszuhändigen. Er war schnell bereit uns im Austausch gegen ein paar, inflationsbedingt eh ständig an Wert verlierenden, Euros an seinen Vorräten zu beteiligen.
So dümpelten wir gemütlich Eis essend auf den leichten Wellen des Sees vor uns hin und genossen das herrliche Wetter.
Wir streiften den kleinen Pälitzsee, bevor wir in den Canower See gelangten, an dessen Ende uns erneut eine Schleuse erwartete. Wir hatten Glück und konnten ohne Wartezeit in die letzte Schleuse unserer Tour einfahren. Kurz nach der Schleuse, am Eingang zum Labusse, lag rechter Hand eine Raststätte mit Fischverkauf, welche erneut zu einer Pause einlud. Wir vertäuten die Boote und gingen über den Steg zur Fischbude, keine Minute zu spät. Jetzt kam ein großer Haufen an Kajaks. Einige Schulklassen aus Sachsen hatten eine Kanutour als Projektwoche vor Ferienbeginn auf dem Plan. So lässt sich Schule aushalten ;-)
In und vor der Fischerhütte wurde es schnell voll, der kleine Hafen vor der Raststätte war inzwischen proppevoll mit Kanus. Aber wir hatten, durch rechtzeitiges Erscheinen, gute Sitzplätze ergattert und schauten dem munteren Treiben entspannt zu.
Nachdem wir den Labussee hinter uns gelassen hatten, paddelten wir den Dollbek entlang zum Gobenowsee, wo unsere Tour enden sollte. Bei mir machte sich Wehmut breit, ich wollte nicht das es schon zu Ende ging. Zu schön waren die vergangenen Tage im Kajak, zusammen mit den tapferen Ostronauten.
Und so legten wir auf dem Gobenowsee zum Abschied noch eine Ehrenrunde ein, bevor wir am Campingplatz anlandeten.
Wir bekamen unsere alten Stellplätze wieder und hatten uns dort auch schnell wieder eingerichtet. Zum Abendessen fuhren wir ins Dorf zu einem Restaurant, wo wir bei freundlicher Bedienung lecker zu Essen bekamen.
Den Abend ließen wir, unter Zuhilfenahme geschickter Produktplatzierungen an alkoholischen Getränken, fröhlich ausklingen. Am nächsten Morgen verpackten wir unsere Ausrüstung und verluden die Boote auf dem Anhänger.
Dann ging es schon wieder Heimwärts, aber uns war allen klar – Nach der Tour ist vor der Tour...