Mecklenburger Seenplatte - 2. Akt

Relativ früh und mehr oder weniger gleichzeitig krabbeln wir am nächsten Morgen aus unseren Zelten. Nach dem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück wird gepackt. Heute soll es auf Gepäckfahrt gehen, bevor wir übermorgen wieder zu unserem Standquartier am Gobenowsee zurückkehren werden. Also suchen wir leichtes Gepäck für eine Nacht zusammen und verstauen alles in den Booten. Die Autos und der Anhänger bleiben solange hier, so dass wir genügend Stauraum für die übrigen Ausrüstung haben, die wir nicht mitnehmen werden. Wahrscheinlich wäre es irgendwie möglich, die Bierzeltgarnitur auf den Kajaks mitzunehmen – wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg. Uns fehlt aber der Wille, da wir alle kleine Campingstühle und ein paar Campingtische dabei haben.

Wir Rollen die beladenen Boote runter zum Wasser, was sich bei unebener, abschüssiger Strecke als gar nicht so einfach erweist. Bereits gegen 10:00 Uhr morgens brennt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Nachdem wir uns alle ausreichend mit Sonnencreme versorgt haben, steigen wir ein. Nach einer kurzen Unstimmigkeit über die einzuschlagende Route brechen wir auf Richtung Klenzsee – über den Teil des Gobenowsees, den wir noch nicht befahren haben. Der Gobenowsees verengt sich an diesem Ende und durch einen kleinen Durchlass unter einer Straßenbücke gelangen wir in den Klenzsee. Wie gestern präsentiert sich die Landschaft von ihrer schönsten Seite. Wir überqueren den Klenzsee ziemlich gerade in Richtung Wustrow. Der Ausfluss auf der gegenüberliegenden Seite entpuppt sich als wunderschöner, ca. 5m breiter Kanal durch ein Wäldchen. Am Ende dieses Kanals wartet ein weiterer kleiner See, der zu großen Teilen von Teichrosen bewachsen ist. Wir versuchen, die Vegetation möglichst wenig zu beeinträchtigen und bahnen uns im Slalom einen Weg durch das Teichrosenfeld. Am Ende des Sees wartet wiederum ein kurzer kleiner Kanal, der in einer Sackgasse endet. Das schockt uns allerdings nicht, denn wir wussten im Vorfeld, dass wir heute einmal umtragen müssen.

An der Aussatzstelle ist reger Betrieb, nicht nur wir nutzen das herrliche Wetter, um die tolle Landschaft vom Wasser aus zu erleben. Mit unseren Bootswagen rollern wir zur Einsatzstelle am Plätlinsee. Obwohl wir den Weg nicht kennen, können wir uns nicht verlaufen. Wir folgen einfach den übrigen Padler:innen auf dem teils ebenen, teils holprigen Weg ca. 400 m weit. Bevor wir wieder einsetzen, wollen wir aber noch etwas pausieren, daher machen wir uns zu Fuß auf ins Dorf, um eine Einkehrmöglichkeit zu suchen. Beim Kiosk werden wir fündig: Im Schatten unter einem großen Sonnenschirm lässt sich Eis und Kaltgetränk vortrefflich genießen. Nach erfolgreicher Regeneration wandern wir zurück zu den Booten und steigen ein, der Plätlinsee wartet. Dieser See überrascht mit einer herrlichen blauen Farbe, wir fühlen uns ein bisschen wie in der Karibik. Wir überqueren den See einmal komplett und halten uns dabei an den Tonnen. Aus Naturschutzgründen darf der See nur entlang dieser imaginären Linie befahren werden. Am Ende wartet der schmale Ausfluss in die Schwanenhavel.

Diese ca. 3 km lange Verbindung zur richtigen Havel entpuppt sich als der schönste und urigste Teil der heutigen Etappe: Schmal, verwachsen und zum Teil so flach, dass wir aussteigen und im Sandigen Flussbett schieben müssen, windet sich die Schwanenhavel durch einen wunderschönen Wald. Lediglich vereinzelt oder in kleinen Gruppen auftretende Radau-Rallen mit Leihbooten stören die Idylle. Da wir keine Eile haben lassen wir uns in diesem Abschnitt viel Zeit. Am Ende gelangen wir in die hier kanalartig ausgebaute Havel. Wir lassen Wesenberg links liegen und halten uns rechts in Richtung Drewensee.

Langsam macht sich der Appetit wieder bemerkbar und wir halten Ausschau nach einer weiteren Pausenstelle. Sobald die Havel in den Drewensee übergeht, kommt die überdachte Holzbrücke von Ahrensberg in Sicht. Hier soll laut Karte eine gute Ausstiegstelle beim Fischer sein. Das klingt perfekt für uns. Der Fischer entpuppt sich als ein Biergarten am Wasser mit frischem Fisch, wie gemacht für uns. Wir lassen uns Hopfenkaltgetränke und Fischbrötchen schmecken, bevor wir den letzten Teil unserer heutigen Etappe in Angriff nehmen.

Über den Finowsee und ein weiteres Stück der Havel erreichen wir den Wangnitzsee. Diesen überqueren wir einmal der Länge nach, bis am Ende unser heutiger Campingplatz in Sicht kommt. Dann heißt es Boote aus dem Wasser ziehen, das Camp direkt neben dem Badestrand aufbauen, duschen und oder schwimmen gehen. Auf dem Platz gibt es leider keinerlei gastronomisches Angebot, sodass wir aus eigenen Vorräten zehren müssen. Gemeinsam werden auf vier Kochern Nudeln und Soße gekocht, so dass am Ende alle irgendwie satt werden. Ein paar Kalt- oder mittlerweile Lauwarmgetränke hatten sich in unsere Boote verirrt, sodass wir auch am Abend nicht dursten müssen. Mit Einbruch der Dunkelheit fängt es an zu regnen, sodass wir beschließen, in die Zelte zu kriechen. Nachts gibt es noch ein entferntes Gewitter und eine andere Störung der Nachtruhe. Was genau, lest Ihr im dritten Teil unserer Berichte.